Ich möchte heute einen Duft vorstellen, auf den ich schon lange gewartet habe. Den Kreativprozess habe ich im wahrsten Sinne des Wortes hautnah miterlebt, denn Nikolas war des Öfteren bei mir, um mir Briefing, Packaging und final den Duft zu präsentieren.
À Rebours ist benannt nach dem berühmten Roman von Joris-Karl Huysmans. Im Deutschen lautet der Titel Gegen den Strich, was wiederum eine Anspielung auf den Fuchspelz darstellt, der den schlichten, schlanken Flakon ummantelt. Geht es im Roman um Dekadenz und den Ennuy, zu Deutsch ‚die Langeweile‘, ist dieser Duft alles andere als das. Ist ja auch kein Wunder, denn Nikolas konnte keinen Geringeren als Mark Buxton für die Kreation gewinnen. Gemeinsam haben sie einen Duft entworfen, der rein und schmutzig zugleich ist. Wie der Wolf, der das Rotkäppchen gefressen hat. Aber Moment, hier geht es ja um einen Fuchs. Und der ist auf Krawall gebürstet, gegen den Strich.
Wie sagte Vero Kern einmal so schön „Ein guter Duft muss etwas Dreckiges haben.“ Hat er. Unter der grünen Zartheit, die an taufrische Rosenblätter und die Unschuld des Mirabellen-Mädchens aus dem Roman Das Parfum erinnert, hat der Duft richtig Bums um es mal auf den Punkt zu bringen. Bums sind in diesem Fall Zibet und Castoreum, nicht zu viel, nicht zu wenig. Aber drin ist es und das riecht man auch.
Sehr apart ist die grüne Mandarine, die im Auftakt leicht säuerlich-frisch mit der Bergamotte, dem Kardamom und der Rose verschmilzt. Die Freesie sorgt für eine schöne florale Spitze. Im Herzen wird es rauer, verführerischer Jasmin mit Leder und animalischen Noten, die bereits anklingen, jedoch von der grünen Mandarine sanft unterdrückt werden. Ihre Zeit ist noch nicht reif. Das kommt später, wenn orientalisch angehauchte Noten sich auf dem Waldboden betten.
Das Schöne an À Rebours ist, dass er zu keiner Zeit schwer ist. Die zitrischen Noten sind so hoch dosiert, dass sie alles Animalische unter Kontrolle halten. Deswegen ist der Duft zwar markant, doch niemals dominant. Er eignet sich für jede Tageszeit und ist einer dieser Düfte, die man nicht überdosieren kann.
Es ist schwer Parfums zu kreieren, die aus der Masse herausstechen, an die man sich erinnert. À Rebours ist so ein Duft.
Als Pelzgegner möchte ich noch darauf hinweisen, dass es sich um Friendly Fur handelt, also Felle aus Überpopulationen.
Kategorie: unisex
Jahr: 2012
Konzeption: Nikolas Gleber
Parfumeur: Mark Buxton
Noten: Bergamotte, Freesie, Galbanum, Veilchen, Orangenblüte, grüne Mandarine, Kardamom, schwarze Rose, Magnolie, Jasmin, Kreuzkümmel, Leder, Osmanthus, Nelke, Zibet, Castoreum, Eichenmoos, Patchouli, Moschus, Zistrose, chinesische Zeder, grauer Amber