Erinnerungen sind mit Gerüchen verbunden. Und so ist auch Jeux de peau an einen magischen Ort aus Serge Lutens Kindheit gekoppelt: die beleuchtete Bäckerei, sein „goldener Punkt“, wo er auf dem Rückweg von der Schule immer das Brot holte. Der kleine Serge war überwältigt von all den köstlichen Gerüchen, die aus der Backstube kamen. Die goldene Farbe des Parfums im rechteckigen Flakon erinnert an ein erleuchtetes Fenster.
Ich habe ungeduldig auf diesen Duft gewartet, da ich gehört hatte, dass er nach warmem Toast mit Butter riechen soll. Als Kind war ich süchtig danach! Ich brauchte nichts anderes, nur Toast, viel kalte Butter und etwas Salz. Jeux de peau riecht jedoch eher nach warmem Gebäck mit orientalischen Gewürzen. Ein bißchen enttäuscht bin ich schon, aber Kurswechsel, wie soll Marie Antoinette so schön gesagt haben: „Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie Kuchen essen!“
Im Auftakt riecht der Duft nach jenem Getreide-Akkord, den manche schon von Lann-Ael von Lostmarch kennen. Frisch gebackene Kekse mit viel Butter, einer Prise Salz und Vanille. Von Anfang an schwingt eine Blüte mit, die ich erst nicht benennen konnte. Es ist Osmanthus, eine – und das passt wieder zum Gold-Thema – goldgelbe Blüte, die dafür bekannt ist, dass sie nach getrockneten Früchten riecht. Und tatsächlich riecht man getrocknete Aprikosen heraus, süß und zäh in Kombination mit einer leichten Lakritz-Note, Sandelholz und würzigen Spitzen. Leicht pfeffrig bis zum Schluß und mit einer ätherischen Kardamom-Note. Das wichtigste habe ich vergessen: Kokosnuss. Diese gut in einem Duft zu platzieren, ohne dass es nach billigem Sonnenöl riecht, das ist die Kunst. Yosh hat das perfekt hingekriegt mit Ginger Ciao, ebenso natürlich Tom Ford mit Black Orchid. Serge Lutens versteckt die exotische Nuss so gut, dass aus unserem Gebäck keine Kokosmakrone wird, sondern nur eine leicht nussige Note mitschwingt. In der Basis erden holzige Elemente den Duft und spätestens hier frage ich mich, wie er wohl an einem Mann riechen mag. Ich bin überzeugt, dass Frauen diesen Duft an Männern lieben werden, wenn sie ihn überhaupt mit ihnen teilen.
Köstlich, absolut tragbar und mit der unverkennbaren orientalisch angehauchten Handschrift des Meisters.
Kategorie: unisex
Parfumeur: Christopher Sheldrake
Jahr: 2010
Noten: Getreide, Butter, Vanille, Osmanthus, Lakritze, getrocknete Aprikosen, Sandelholz, Kokosnuss, Gewürze