Berlin ist ein Wintermärchen. Seit Tagen ist mein Auto unter einer dicken Schneedecke begraben und ich fahre Bahn. Weihnachtszeit bedeutet für mich zur Ruhe kommen, Cocooning. Ich gucke Mad Men und Californication im Wechsel – Amerika damals und heute, sehr amüsant. Was noch? Zeit für schwere, sinnliche Düfte! Ich weiß ich bin viel zu spät dran – zu viel Arbeit – aber der Winter in Berlin ist noch lang. Es wird süß, exotisch und würzig!
Amouage: Memoir
Inspiriert wurden die beiden Düfte von Baudelaires Die Blumen des Bösen. Absinth, die grüne Fee, ist das zentrale Motiv, um das Memoir kreist. Sowohl der Damen- als auch der Herrenduft sind außerordentlich markant. Beim Herrenduft liebe ich den Kontrast zwischen krautigen Nuancen wie Minze und Basilikum im Kontrast mit Hölzern und Weihrauch. Der Damenduft ist mysteriös und facettenreich – fruchtig, holzig, harzig, animalisch. Mit Mandarine, Absinth, Tuberose, Leder und Moschus.
Penhaligon’s: Sartorial
Ich habe ungeduldig auf Sartorial von Penhaligon’s gewartet, der vom Norton & Sons Arbeitsraum auf der berühmten Savile Row in London inspiriert wurde, dem Sitz der besten Schneider der Welt. Sartorial ist ein Gentlemen’s Duft mit Noten wie Eichenmoos, Bienenwachs und Leder. Er hat eine waldige Note, ist typisch Fougère und passt perfekt in die Weihnachtszeit. Ich wohne mitten im Galerienviertel und weiß, dass die berühmtesten Berliner Galeristen ihre Anzüge in der Savile Row schneidern lassen und ja, Sartorial riecht nach Erfolg!
Byredo: Bal d’Afrique
Ich habe ein spezielles Faible: Ich liebe Schals und noch mehr liebe ich sie, wenn sie nach Bal d’Afrique riechen. Der Duft ist warm und süß und erinnert mich an den Geruch von Baumwolle. Wenn die Kopfnote verflogen ist, hat er etwas Sauberes. Manche haben ihn mit Bonbons verglichen, dem widerspreche ich. Auch wenn der Duft sehr schwer zu beschreiben ist, treten drei Noten hervor: Veilchen, brauner Zucker und Vetiver. Ich habe den Schal einer Freundin damit eingesprüht und ein paar Tage später rief sie mich an um zu fragen, wie der tolle Duft heiße, nach dem ihr Schal noch immer rieche. Bal d’Afrique ist mein ‚Sweet child of mine‘.
Serge Lutens: Cuir Mauresque
Üppiges Leder, Orangenblüten, Gewürznelke, ein Hauch Amber und animalische Noten. Wenn Sie Knize mögen, werden Sie Cuir Mauresque lieben, weil es nicht ganz so schwer ist. Warten Sie, bis die laute Zibet-Note sich verflüchtigt hat, danach wird Cuir Mauresque ganz sanft. Cuir Mauresque ist der persönliche Lieblingsduft von Serge Lutens, der kürzlich verlauten ließ, dass er ihn nicht oft trage, aber wenn, dann eine ganze Flasche!
L’Artisan Parfumeur: Dzongkha
Ein sanfter, würziger und milchiger Duft, der von einer Reise nach Bhutan, einem Königreich im Himalaya, inspiriert wurde. Dzongkha ist die offizielle Landessprache in Bhutan. Natürlich ist Weihrauch mit im Spiel, wir reden hier über ein Parfum von Bertrand Duchaufour und im Himalaya gibt es jede Menge Tempel. Die Iris scheint mit Karottensamen geblendet worden zu sein und passt hervorragend zu Kardamon und den anderen Chai-Tee-Gewürzen. Ein bißchen erinnert der Duft mich an Iris de Nuit von Heeley, dort sind die Karottensamen auch sehr präsent. Ich bevorzuge Iris de Nuit für Frauen, Dzongkha für Männer.
Lanvin: Arpège
Gibt es einen eleganteren Duft als Arpège? Ich gebe zu, dass ich mich immer noch zu jung fühle um ihn zu tragen, aber ich liebe das ‚Arpeggio‘ von Aldehyden und weißen Blüten mit einer sinnlichen Basis aus Hölzern und Gewürzen. Arpège ist eine elegante Lady; die Mutter aller Düfte. Klassisch, feminin, unsterblich. Der Duft ist von 1927! Stellen Sie sich die Filmdiven aus den 1930er Jahren vor: Greta Garbo, Katharine Hepburn, Rita Hayworth, Joan Crawford. Die kleine schwarze Kugel ist einer meiner Lieblingsflakons. Wunderbar in diesem Jahr: die Filmszene in ‚A Single Man‘, in der es um Arpège geht! Tom Ford hat Stil.
Frapin: 1270
Ein warmer Gourmand-Duft mit Noten von kandierter Orange, Nüssen, Weintrauben, Pflaumen, Gewürzen, Hölzern und Vanille. In der Kopfnote rieche ich Ananas, die jedoch im Moment verfliegt, in dem man sich fragt, woher sie kommt. Danke Cristiano für die Empfehlung – ich liebe diesen Duft! Er ist süß, aber diskret.
Paul & Joe: Bleu
Bleu ist einer meiner Lieblings-Orientalen. Ich habe ihn an einer Französin auf Ibiza entdeckt und es war nicht einfach ihr dieses Geheimnis zu entlocken. Bleu ist schwer zu kriegen, deswegen hat sie es mir auch verraten. Es gibt ihn nur in Frankreich und er ist einer der beiden Düfte des französischen Modelabels Paul & Joe. Bleu wurde von Pierre Bourdon kreiert, Blanc von Jean-Claude Ellena. Bleu hat Vintage-Charakter und ist absolut sinnlich und feminin mit Amber und Vanille; eine pudrige, warme Wolke, die einen umgibt. Manche haben es mit Shalimar verglichen, aber hier muss ich widersprechen! Es ist nicht annähernd so animalisch und das ist gut so. Und ja, es ist in der Tat etwas old school – aber es kommt immer darauf an, wer es trägt!
Andy Tauer: Le Maroc pour elle
Sagen Sie ruhig, dass ich komplett verrückt bin, dieses Parfum für die Winterzeit zu empfehlen. Ich liebe Brüche! Le Maroc pour elle ist satt, würzig, sinnlich, leicht pudrig und warm wie ein Kaschmir-Schal. Außerdem verleihen ihm die Orangenblüten etwas Sonniges, das einen sofort zum Lächeln bringt. Er erinnert mich an den Duft von dampfendem Jasmintee gemischt mit einem Streifzug durch einen asiatischen Supermarkt vorbei am Regal mit den Räucherstäbchen. Als ich das Parfum heute nach Monaten wieder auftrug, dachte ich nur: die Sonne ist wieder da. Le Maroc pour elle ist mein persönlicher Rückzugsort.
Lostmarch: Lann-Ael
Ein amüsanter Duft zum Schluß, ich musste wirklich lachen, als ich ihn zum ersten Mal gerochen habe. Lann-Ael riecht authentisch nach frisch gebackenen Keksen, die warm auf dem Blech auskühlen. Wenn Sie die Möglichkeit haben, diesen Duft einmal auszuprobieren, dann tun Sie es! Es könnte nur gefährlich werden, damit auf die Straße zu gehen – alle wollen einen aufessen!