Hier ist er, der langersehnte neue Etro Duft Rajasthan im Paisley-Gewand. Wer wie ich dachte, dass es sich hier um einen Orientalen handelt, Hand hoch! Ich nehme an, ich war nicht die einzige, die ziemlich verwundert war. Schon der erste Sprühstoß aufs Handgelenk war ein Aha-Erlebnis: weich, sauber, zart und pudrig. Eine leicht säuerliche Rose à la Chloé mit frischen Zitrusspritzern und Mimose, die sich mit der Zeit, wenn sich Amber und Moschus durcharbeiten, etwas zurücknimmt. Ganz, ganz angenehm, nur irgendwie nicht typisch indisch, wenn ich mir beispielsweise die satten, dicht gewebten Parfums von Neela Vermeire in Zusammenarbeit mit Bertrand Duchaufour ansehe, aus denen die Indien-Bilder nur so sprühen. Rajasthan hat schon einige Parfumeure inspiriert. Die Wüstenstadt Jaisalmer stand Pate für den gleichnamigen Duft von Comme des Garçons Duft mit Weihrauch und Kardamom von Evelyne Boulanger.
Wenn ich Etros Rajasthan rieche, sehe ich eher die schöne Europäerin, die sich im Luxus-Resort in der Wüste sonnt. Ganz entspannt und ruhig liegt sie in the middle of nowhere am Pool und liest. Rajasthan ist absolut tragbar für den Tag. Allein der rosa Pfeffer gibt ein wenig Würze, aber eben auch nur die Würze, die ein rosa Pfeffer zu geben vermag. Tief in der Basis verstecken sich trockene, sandige Holznoten und ich rieche irgendwo auch eine Spur Kardamom, aber alles sehr, sehr weit entfernt. Selbst das Labdanum ist sehr niedrig dosiert und kann es mit dem Amber nicht hochpegeln. Nach Stunden bleibt ein Hauch Zucker mit vanilligen Anklängen auf der Haut. Am nächsten Morgen rieche ich Ambroxan. Natürlich, die Saubernote!
Stellen sich die Italiener so Indien vor? Ich überlege gerade, wie sie Rajasthan mit rollendem R aussprechen und sage: anderer Name, andere Story, wundervolle Erweiterung der Kollektion. Und bitte den Flakon in ein Stoffgewand hüllen, das würde dem Modehaus perfekt entsprechen.
Kategorie: unisex
Jahr: 2013
Noten: Zitrone, Damaszener Rose, Mimose, Amber, weißer Moschus, rosa Pfeffer, Labdanum, Akazie