Noch nie ist ein Jahr so schnell vergangen wie das erste Jahr mit meinem kleinen Sohn! Aber es liegen noch mindestens zwei kalte Monate vor uns und ich möchte als Jahresabschluss meine Lieblingsdüfte der kalten Jahreszeit mit euch teilen. Hier sind sie, wie immer in willkürlicher Reihenfolge.
Heeley: Agarwoud
Wenn einer einen Oud-Duft zaubern kann, der umwerfend und moderat zugleich ist, dann der Purist James Heeley. Bei Agarwoud bin sogar ich schwach geworden. Rose und Adlerholz sind zugegebenermaßen eine gängige Kombination und doch sticht dieses Extrait de Parfum aus der Masse heraus. Agarwoud hat eine Tiefe, die berührt, verführt und kokettiert, doch niemals umhaut. Mit Worten nicht zu beschreiben. Touché. Das Lustige an der Geschichte ist, dass James Heeley vor einiger Zeit zu mir im Interview sagte, dass Oud in Reinform wie der Hintern einer ungewaschenen Ziege rieche und dass man als Parfümeur anfange, die unvorstellbarsten Dinge zu mögen. Ich denke, er hat damals schon mit Oud experimentiert. In einem Blog las ich folgenden Kommentar über den Duft: „They want a lot for this, but I’ll give it to them gladly.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
Byredo: 1996
1996 ist unglaublich schön. Die Geschichte dahinter: 1996 war ursprünglich ein Private Blend. Das Fotografenpaar Inez van Lamsweerde und Vinoodh Matadin hatten ihn nach einem Foto, besagtem ‚Kirsten 1996‘ für ihre Freunde kreieren lassen. Das Ganze war so ein großer Erfolg, dass der Duft schließlich in die offizielle Range von Byredo aufgenommen wurde. 1996 ist ein traumhaft schöner Amber-Duft, mit pudrigem Retro-Charme und hintergründigem Weihrauch-Charakter. Cremige Vanille, edles Leder, Vintage-Guerlain-Style.
Van Cleef & Arpels: Rose Velours
War im Sommer wunderschön und ist in der Kälte noch samtiger. Hier die ausführliche Review.
Coudray: Ambre et Vanille
Diesen Duft habe ich im Sommer entdeckt und mich schon auf den Winter gefreut. Ambre et Vanille ist einer der köstlichsten Amber-Düfte überhaupt: pudrig, cremig und süß wie Crème Brûlée und Babypuder. Ambre et Vanille hat von Anfang an nicht diesen typischen medizinischen Touch, den Amber-Düfte manchmal ausstrahlen, bevor sie sich sanft entwickeln. Gibt es eine bessere Kombination als Amber und Vanille? Ich finde nicht.
Atkinsons: The Odd Fellow’s Bouquet
Einer der besten balsamischen Tabakdüfte, die ich kenne, und wie ich hörte der unerwartete Bestseller des Hauses Atkinsons. Ich habe darüber alles gesagt, hier könnt ihr die gesamte Review lesen.
Escentric Molecules: Molecule 01
Molecule 01 habe ich meinem Freund zu Weihnachten geschenkt und damit auch mich glücklich gemacht. Molecule 01 ist einer der gelungensten Düfte unserer Zeit, da können sich die Kritiker die Finger wund schreiben von wegen nur ein chemischer Duftstoff blablabla. Jeder, den ich kenne, liebt diesen Duft und wenn jemand damit einen Raum betritt, dann fällt er auf. Molecule 01 riecht wie warme Haut nach einem Saunabesuch mit anschließendem Eisbad. Frisch und warm mit samtiger Zedernholz-Note. Ich glaube das trifft es. Für mich zumindest. Und da er jetzt auch endlich wieder bei uns steht, kann ich ihn ja auch ab und zu stibitzen.
Comme des Garçons: Kyoto
Kyoto ist Teil der Series 3 Incense von Comme des Garçons und für mich der absolute Klassiker für den Winter. Im Gegensatz zu schweren Weihrauchdüften, die mir Kopfschmerzen bereiten, ist Kyoto ein leichter, meditativer Weihrauchduft, dessen trockene Zedernholz-Note ich liebe. Eine absolut gelungene Komposition vom Meister der Weihrauchdüfte – Bertrand Duchaufour.
Oscar de la Renta: Santo Domingo
Santo Domingo ist aus der Essential Luxuries Kollektion von Oscar de la Renta und eine Hommage an seinen Geburtsort in der Dominikanischen Republik. Ein durch und durch männlicher Duft mit Zitrusnoten, Tabak und Patchouli. Süß-würzig und ganz, ganz köstlich! Ich gebe zu, dass er mich etwas an Zino von Davidoff erinnert, aber den fand ich schon immer schön, das gestehe ich hiermit. War ja auch einer der großen Düfte der 1980/90er Jahre. Die sechs Düfte für die Essential Luxuries Kollektion kreierte Parfümeurin Calice Becker.
Chanel: N° 5
Was soll ich sagen. Dass mir erst vor ein paar Monaten wieder eingefallen ist, dass ich mit 18 Jahren ein Praktikum in einer Parfümerie gemacht habe. Wie konnte ich das vergessen! Damals schon wunderten sich die Damen über meinen ausgeprägtes Gespür für Düfte und machten täglich Blindtests mit mir. Was ich am Ende mit nach Hause nahm, war die Begeisterung für Parfüm und jede Menge Chanel-Miniaturen – Coco und N° 5. Und dieses Jahr habe ich N° 5 wiederentdeckt. Allerdings mag ich ihn nur in minimalster Dosierung. Hört auf Marilyn, nur ein Tropfen. Leider riecht die aktuelle Version bei manchen Menschen einfach nur nach Haarspray.
Chloé: Chloé
Ich glaube mein Sohn liebt diesen Duft, denn von allen Flakons, die ich ihm hin und wieder unter die Nase halte (er wird bestimmt Parfümeur), zaubert dieser Duft ein breites Lächeln auf sein Gesicht. Riecht halt nach Mama. Trage ich ja auch am häufigsten. Ich habe schon so oft darüber geschrieben, dass sich weitere Kommentare erübrigen.
Welche Düfte machen euch in der kalten Jahreszeit glücklich?Â
Foto: via Modern Hepburn