Coco Noir oder soll ich sagen Wenn die Gondeln trauer tragen? Denn als Inspiration für Coco Noir diente Parfumeur Jacques Polge Coco Chanels Venedig-Reise im Jahre 1920. Um den Tod ihres Geliebten Boy Chapel zu verarbeiten, fuhr sie in die italienische Hafenstadt. Beeindruckt von der Opulenz der byzantinischen Paläste, sollten diese Eindrucke ihr Leben nachhaltig beeinflussen.
Pünktlich zum Geburtstag von Coco Chanel, dem 19. August, hat Chanel seinen Flanker Coco Noir im klassisch-eleganten, schwarzen Glasflakon gelauncht. Nachdem Guerlain das kleine Schwarze, mit dem Coco Chanel berühmt wurde, als Duft La petite robe noire auf den Mark brachte, ist Coco Noir kein schlechter Schachzug. Viele Parfums mit dem Zusatz Noir oder Black hatten in der Vergangenheit großen Erfolg, man nehme Black Orchid von Tom Ford, Back to Black von By Kilian, die Klassiker Arpège von Lanvin oder Narcisse Noir von Caron. Black sells.
Vom Duft her hat Coco Noir für mich weniger vom orientalisch-schweren Coco, als vom verspielt-süßen Coco Mademoiselle. Für mich riecht Coco Noir wie ein Coco Mademoiselle Eau du Soir. Die Coco Fans werden wohl eher enttäuscht sein.
Coco Noir ist verführerisch und ja – süß. Ich finde ihn sogar süßer als Coco Mademoiselle (ich benutze allerdings die Brume Fraîche Version, die ist am allerbesten), nahezu so süß wie Flowerbomb von Viktor & Rolf. Und es erinnert auch an die ganze Riege, angefangen bei Flowerbomb, Miss Dior Chérie, Mademoiselle Coco oder Jimmy Choo. Soll heißen, ich sehe den Duft eher rosa als schwarz.
Auf dem Papier riecht Coco Noir sehr intensiv. Auf der Haut hat man das Gefühl, er würde schnell verduften, doch das täuscht. Der Duft ist sehr haltbar und noch am nächsten Tag sehr intensiv an Kleidung, Haut und Haaren zu riechen. Er ist eine Ansage, aber er erschlägt nicht und das ist der Gegensatz zu Flowerbomb. Coco Noir ist das, was man im Englischen einen fruitchouli nennt. Einen fruchtigen Patchouli-Duft. Frisch-süß in der Kopfnote, süß-fruchtig im Herzen und moschusartig-holzig-süß und verführerisch in der Basis. Was sticht heraus? Für mich ist es die pfeffrige Note, die über der Süße liegt und dem Duft vor der Banalität bewahrt. Coco Noir ist gut gemacht, aber er ist nicht wahnsinnig innovativ. Dennoch mag ich seine Sinnlichkeit, die leicht orientalisch angehaucht ist, aber nicht mit der strengen Würze eines Coco vereinnahmt. Dafür stehen die floralen Elemente von Rose und Jasmin mehr im Vordergrund, werden auf Vanille weich gebettet und mit einer herben Spitze von Geraniumblatt entzerrt.
Zugegeben, ich habe etwas ganz anderes erwartet und bin dennoch nicht enttäuscht. Coco Noir ist für mich eine schöne Alternative zu Coco Mademoiselle und ich bin mir ziemlich sicher, dass der Duft ein Bestseller wird.
Kategorie: Damen
Jahr: 2012
Parfumeur: Jacques Polge
Noten: Grapefruit, Bergamotte, rosa Pfeffer, Jasmin, Rose, Narzisse, Geranienblatt, Vetiver, Sandelholz, Patchouli, Weihrauch, Vanille, Tonkabohne, Moschus